Green Nudging: Schneller Hebel für mehr Klimaschutz in Unternehmen
Mitarbeitenden ohne Verbote oder Belohnungen dabei zu helfen, im Betrieb Ressourcen zu schonen und sich klimafreundlich zu verhalten, war das Ziel des Projekts Green Nudging. In dreieinhalb Jahren haben 40 Unternehmen in drei Bundesländern Nudges in der Praxis ausprobiert und Daten gesammelt. Bei der Abschlussveranstaltung des Projekts in Bremen zeigte sich: Das Potenzial ist groß.
„Wir müssen für den Klimaschutz alle Hebel in Bewegung setzen, und Green Nudging ist einer davon, der schnell wirkt“, so Martin Grocholl, Geschäftsführer der gemeinnützigen Klimaschutzagentur energiekonsens. Gemeinsam mit ConPolicy – Institut für Verbraucherpolitik, der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis (KliBA) und der Sächsischen Energieagentur (SAENA) hat energiekonsens das Projekt umgesetzt. „Der Hintergrund ist zwar ernst, aber man darf auch bei ernsten Themen Spaß haben. Das hat das Projekt gezeigt.“
Wie das konkret aussehen kann, erlebten die Teilnehmenden der Veranstaltung im Bremer Focke Museum. Sie bekamen fünf Minuten Zeit, in kleinen Gruppen Nudges zu entwickeln, die es ihnen erleichtern sollen, mehr Sport zu machen oder sich gesünder zu ernähren. Die Grundannahme des Nudging, also des sanften Anstupsens, ist, dass das gewünschte Verhalten auch im Interesse der Mitarbeitenden liegt, sie aber immer die Möglichkeit haben, sich auch anders zu entscheiden.
Die Teilnehmenden waren kreativ: Sie schlugen vor, die Süßigkeiten vom Sofa aus schwerer erreichbar zu machen oder an der Supermarktkasse für jedes Stück Obst oder Gemüse einen Applaus aus der Konserve zu erhalten, um sich gesünder zu ernähren. Sich mit anderen zusammenzutun und einen festen Termin im Kalender zu haben, könne es erleichtern, sich für eine Runde Sport zu entscheiden.
Nudges im Austausch mit den Mitarbeitenden entwickeln
Auch beim Green Nudging in Unternehmen ist Kreativität gefragt. Am Anfang stehen die Fragen: Wo ist das Problem und warum verhalten sich die Mitarbeitenden so? Dafür sollten die Betroffenen direkt befragt werden, um den Nudge passgenau zu entwickeln und sie aktiv am Prozess teilhaben zu lassen. Vor allem die Änderung von Voreinstellungen und die Sichtbarmachung von Informationen seien beim Nudging besonders erfolgreich, erläuterte Julius Rauber vom Forschungsunternehmen Conpolicy, das das Projekt begleitet und die Nudges evaluiert hat.
Beim Bremer Honig- und Süßungsmittelhersteller Sonnentracht war das Problem, das eine Druckmaschine auch dann lief, wenn sie gar nicht benutzt wurde, und so Strom und Lösungsmittel verbrauchte. Vermuteter Grund: Bequemlichkeit. Doch im Gespräch zeigte sich, dass die Mitarbeitenden einfach nicht wussten, dass die Abschaltung möglich und erwünscht ist. Die simple Lösung war ein Schild mit der Erinnerung und der Info, wie viel Kosten eingespart werden. Das hat funktioniert.
Im Idealfall werden Nudges überflüssig, weil sich das gewünschte Verhalten bei den Mitarbeitenden festgesetzt hat. Es kann aber auch sein, dass sich die Anstupser abnutzen, zum Beispiel, weil sich Menschen an Schilder oder Aufkleber gewöhnt haben. Dann ist wieder Kreativität gefragt.
Unternehmen, die Green Nudging ausprobieren möchten, erfahren hier mit Anleitungen,Tipps und Beispielen, wie es geht.